Kunstkontor Dr. Doris Möllers

Szalit-Marcus, Rachel (Chjenty 1892 - 1942 Auschwitz)

Die Strasse niest.

Kreide- und Federlithographie auf Maschinenbütten, mit Bleistift signiert, datiert, betitelt und gewidmet, 1920. 29 : 21 cm auf 43 : 28,5 cm. Provenienz: Sammlung Siegbert Marzynski (später Marcy), Berlin/Beverly Hills (verso mit Sammlungsstempel; nicht bei Lugt). Am rechten Rand kleine Quetschfalte, im ehemaligen Passepartoutausschnitt kaum merklich gebräunt. Die Widmung lautet "Herrn Marzynski herzlichst gewidmet".
Schon mit 16 Jahren besuchte Rachel Marcus 1911 wohl die Münchner Damenakademie (die meisten Quellen nennen de Kunstakademie, die aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Frauen aufnahm). Die in Lodz /Polen aufgewachsene Künstlerin schloß sich hier einem kleinen Kreis polnisch-jüdischer Künstler, darunter Henryk Epstein und Marcel Slodki, an und heiratet den Schauspieler Julius Szalit. Dieser soll sich aufgrund ihrer Affäre mit dem Maler Iser Weissberg 1916, eher aber 1919 das Leben genommen haben. 1916 jedenfalls geht sie nach Berlin und wird Mitglied des Vereins Berliner Künstlerinnen und der Berliner Secession. Häufig besucht sie das "Romanische Café", wo sie auf die literarische und künstlerische Avantgarde jener Jahre trifft. Sie schließt sich der Novembergruppe an und illustriert zahlreiche, meist jüdische Bücher. Nach 1933 flüchtet sie nach Paris und führt ein zurückgezogenes Leben. 1942 wird sie verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo sie umgebracht wird. Ihre Werke wurden massgeblich durch die Nazis vernichtet.

Siegbert Marzynski  (später Marcy) (Berlin 1892 - 1969 Beverly Hills) war jüdischer Textilkaufmann und u. a. mit Corinth und Liebermann befreundet. Er hatte zunächst Kunstgeschichte bei Heinrich Wölfflin in Berlin studiert, bevor er das väterliche Geschäft übernahm. Durch häufige Besuche der Pariser Unternehmensfiliale freundete er sich mit Paul Signac, Maurice de Vlaminck und Maurice Utrillo an. Sehr eng verbunden war er u. a. mit Max Liebermann und Lovis Corinth. Als Mitglied des Ehrenausschusses, zudem u.a. Alfred Flechtheim, Max Liebermann, Karl Scheffler, Max Slevogt und Justin Thannhauser gehörten, unterstützte er 1931 eine Benefizauktion für junge Künstler bei Paul Graupe in Berlin. 1941 emigrierte er in die USA, wo er Teile seiner Sammlung der National Gallery in Washington vermachte.

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