Picasso, Pablo (Málaga 1880 - 1973 Mougins)
Femme au chignon.
Lavierte Kreidelithographie von der Zinkplatte auf Vélin d'Arches, mit rotem Buntstift signiert, mit Bleistift nummeriert, in der Platte seitenverkehrt datiert, 28.12.1957. 55,7 : 44 cm auf 65,5 : 50,5 cm. Mourlot 310; Bloch 853.
Bis auf leichte Bräunung und rückseitige Montierungsreste sehr schön erhalten. Eins von 50 Exemplaren (dazu einige Épreuve d'artiste). Gedruckt von Mourlot.
Provenienz: Privatbesitz Münster.
"Die Frau mit Haarknoten" zeigt Jacqueline Roque (1927-1986), Picassos Lebensgefährtin seit etwa 1954, die er 1961 geheiratet hatte. Er hatte sie als Keramikverkäuferin bei Madoura in Vallauris kennengelernt. Jacqueline sollte die meist porträtierte Frau in seinem Œuvre werden. Sie war die Muse seines Spätwerks und so wurden die 20 zusammen verbrachten Jahre auch als "die beiden Dekaden Jacqueline" bezeichnet. Und gerade diese Porträts zeigen seine künstlerische Reife, die Reduzierung auf das Wesentliche "exprimant le plus en disant le moins".
Peintre avec le portrait d'un jeune garçon, dans son atelier.
Aquatinta und Radierung auf Vélin de Rives, mit Bleistift signiert und nummeriert, (8. November) 1963. 31,8 : 41,7 cm auf 45,2 : 55,4 cm. Bloch 1123. Baer 1117, IIIe état, B b 1. Abzug des endgültigen Zustandes für die Galerie Louise Leiris nach der Verstählung der Platte 1966-1967. Eins von 50 Exemplaren (dazu 15 Künstlerexemplare); gedruckt von den Brüdern Crommelynck. Von vorzüglicher Erhaltung.
Provenienz: Privatbesitz Münster.
Die Darstellung von Maler und Modell zieht sich leitmotivisch durch Picassos Werk. 1963 entstand eine Serie großformatiger Gemälde des "Peintre et son modèle", denen entsprechende Zeichnungen und Graphiken vorausgingen und folgten. Wir blicken hier ins Atelier des Malers, der vor der Staffelei sitzt und den Kopf eines jungen Mannes malt, während hinter ihm, möglicherweise durch einen Vorhang von ihm getrennt, eine nackte Frau mit den Gesichtszügen Jacquelines sitzt. Erst bei näherem Hinschauen erkennt man - vom linken Bildrand abgeschnitten - das Profil des Porträtierten, der in Nähe zum Betrachter steht, scheinbar geistesabwesend geradeaus blickt, während Künstler und Modell ihn und damit auch uns anschauen.
Das Jahr 1963 ist gekennzeichnend von einer erneuten Hinwendung zur Radierung. Virtuos kombiniert Picasso die verschiedenen Bearbeitungsmöglichkeiten und erzielt völlig neue Wirkungen. In Piero Crommelynck (1934-2001) fand er einen sehr erfahrenen Drucker, der seine einzigartigen Ideen meisterhaft umsetzen konnte. Piero war gemeinsam mit seinem Bruder Aldo erst im Frühjahr 1963 von Paris an die Côte d'Azur nach Mougins gezogen und begleitete fortan das Radierwerk des Künstlers, das mit hunderten von Blättern einen fulminanten Schlußakkord im Œuvre Picassos darstellt. So nimmt es nicht Wunder, dass dieser den zum Freund gewordenen Drucker an die achtzig Mal porträtierte (da er Picassos Vater so geähnelt habe) und auch in vorliegender Graphik wird es sich um das Konterfei Pieros handeln, wie man an der markanten Nase sieht (den Kinnbart trug er erst ab 1966). Demzufolge hätten wir es hier mit einem Gruppenporträt zu tun, das den Künstlers sowie zwei der seinerzeit wichtigsten oder wenigstens unentbehrlichsten Menschen in seinem Leben zeigt. David Douglas Duncan schrieb: "Sie lebten in einer Welt, die er selbst geschaffen hatte, wo er fast als König herrschte, aber nur zwei Schätze bewahrte: die Freiheit zu arbeiten und die Liebe zu Jacqueline".
Variation sur le Déjeuner sur l'herbe de Manet.
Linolschnitt auf Vélin d'Arches (mit Wasserzeichen), mit Bleistift signiert, nummeriert, im Stock datiert, 1961. 53 : 64 cm auf 62 : 75 cm. Bloch 1023. Baer 1277 B a. Eins von 50 signierten und nummerierten Exemplaren des ersten Zustandes (vom 4. Juli 1961) für die Galerie Louise Leiris, Paris. Am unteren Rand etwas gebräunt, verso ältere Montierungsreste, sonst sehr schön erhalten.
Provenienz: Privatbesitz Münster.
Picasso setzte sich intensiv in verschiedenen Techniken mit Manets Gemälde "Frühstück im Freien" von 1863 (Musée d'Orsay, Paris) auseinander. Schon 1932 notierte er: "Wenn ich Manets Frühstück im Freien sehe, sage ich zu mir: Schmerzen für später".
In etwa 27 Gemälden, über 150 Zeichnungen sowie einigen Linolschnitten beschäftigte er sich zwischen 1959 und 1962 mit dem Thema. In vorliegender Graphik hat sich Picasso schon weit von Manet entfernt, es sind nur noch zwei Personen dargestellt, ein hockender Mann im Profil links sowie eine knieende blumenpflückende Frau rechts. Während der Mann anhand seines Hutes, des Bartes und Stocks sowie der Arm- und Beinhaltung an das Vorbild erinnert, fehlen die beiden ihm gegenüber sitzenden Personen. Dagegen scheint die Frau im dünnen Gewand dem Wasser entstiegen und sich vor dem verbliebenen Mann niedergekniet zu haben. Eine räumliche Tiefe gibt es nicht mehr, zwei flankierende Bäume begrenzen die Seiten, am unteren Rand findet sich eine Andeutung von Gras. Alles fokussiert sich nun auf die zwei Dargestellten: Mann und Frau; Maler und Modell, Passivität und Aktion... Picasso hat aus der Manetschen Darstellung immer mehr heraus gefiltert und kommt hier zu einer Quintessenz seiner eigenen Schöpfungen.
Fernando de Rojas, La Célestine.
Paris, Éditions de l'Atelier Crommelynck, 1971.
284 Seiten + 4 Blatt; mit 66 Originalradierungen und -aquatinten von Picasso. Gedruckt auf "Canton du Moulin Richard-de-Bas"-Papier (Doppelbögen) mit dem Wasserzeichen "La Célestine". Ganzpergamenteinband mit Halbpergament-Schutzumschlag in Original-Pergamentschuber (Entwurf Bernard Duval).
Der Text von Fernando de Rojas aus dem Jahr 1499 wurde von Pierre Heugas ins Französische übersetzt.
Die Graphiken haben eine Größe von 6 : 8 cm bis 14 : 11 cm auf 21 : 16,6 cm.
Druckvermerk von Picasso in Bleistift signiert.
119. von 300 arabisch nummerierten Exemplaren (dazu XXX hors commerce, 18 Widmungsexemplare und 2 Belegexemplare).
Mit wenigen, sehr kleinen Fleckchen, der Schuber mit winzigen Gebrauchsspuren, sonst vorzüglich erhalten.
Provenienz: Privatsammlungen Baden-Württemberg.
Werkverzeichnisse:
- Baer, Brigitte/Geiser, Bernd: Picasso Peintre-Graveur, Bd. VI, Catalogue Raisonné de l'oeuvre gravé et des Monotypes, 1966 - 1968, Bern 1994, Nrn. 1523,1545,1557, 1575, 1579, 1580, 1589-1592, 1597-1599, 1603, 1604, 1608, 1609, 1612-1618, 1620-1623,1632,1633,1641-1647,1651-1653,1663,1665, 1666, 1670-1672, 1674, 1677, 1680, 1681, 1684-1686, 1705, 1706, 1710, 1744-1746, 1750, 1764, 1768, 1771, 1779
- Cramer, Patrick (Hrsg.): Pablo Picasso, The Illustrated Books: Catalogue Raisonné, Genf 1983, Nr. 149
- Bloch, Georges: Pablo Picasso, Catalogue de l'oeuvre gravé et lithographié, Bd. 2, 1966-1969, Bern 1971; Nrn. 147; 1507, 1529, 1540-41, 1558-1559, 1563-1564, 1573-1576, 1581-1583, 1587-1588, 1592-1593, 1596-1603, 1605-1607, 1616-1617, 1625-1631, 1635-1637, 1648-1650, 1654-1655, 1657-1658, 1661, 1664-1665, 1668-1670, 1690-1691, 1694, 1727, 1729, 1733, 1749, 1751, 1754, 1762.
La Célestine ist ein bedeutender Roman der spanischen Renaissance, der in Form eines Theaterstücks geschrieben wurde. Er handelt von einer Liebesgeschichte, in die sich die alte Kupplerin Célestina einmischt. Dieses Thema nahm Picasso wiederholte Male zum Anlaß eines virtuosen Mummenschanzes (Le Cocu magnifique 1966; mehrere Blätter für die Suite 347 1968), hier in einer technisch wie stilistisch sehr beeindruckenden Variationsbreite. Aldo und Piero Crommelynck druckten die Kaltnadelradierungen, die Aquatinten im Zuckeraussprengverfahren sowie die Radierungen mit Schaber und Ätzung auf Wunsch von Picasso auf Doppelbogen, der Rückseite frei blieb, damit der Text nicht durchscheint.
Trotz der Auflage sind vollständige Exemplare selten!
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