Liebermann, Max (1847 - Berlin - 1935)
Grasende Ziegen.
Vernis mou, Kaltnadel und Radierung auf Japanpapier, mit Bleistift signiert, 1887. 13 : 17,7 cm auf 39,5 : 53 cm. Schiefler 4 II.
Provenienz: Privatsammlung Baden-Baden.
Prachtvoller, tief eingepreßter Abzug mit schönen Kaltnadelakzenten und leichten Ätzflecken. Wie Schiefler bemerkt, weichen die frühen Abzüge dieses Zustandes (es gab keine Auflage) infolge verschiedener Einreibung der Platte in ihrer äußeren Erscheinung stark voneinander ab. Auch wenn die Ziegenhirtin im Bildmittelgrund kaum in Erscheinung tritt, gehört diese Graphik zu Liebermanns früher Werkgruppe der Bilder zum Thema "Menschenfigur in Düneneinsamkeit".
Kinderporträt.
Bildnis Gerhart Hauptmann (klein).
Kreidelithographie auf Zanders-Bütten, mit Bleistift und im Stein signiert, 1922. 15 : 12 cm auf 39 : 28,2 cm. Schiefler 349 a (von b).
Probedruck vor der Veröffentlichung von der "künstlerischen Nothülfe".
Provenienz: Privatsammlung Baden-Baden.
Im ehemaligen Passepartout-Ausschnitt kaum merklich gebleicht.
Liebermann hat den Nobelpreisträger mehrfach porträtiert, so im Jahr der Preisverleihung 1912 in dem Gemälde der Hamburger Kunsthalle (Eberle 1912/43). Eberle schreibt dazu: "Liebermann hatte den fünfzehn Jahre jüngeren Gerhart Hauptmann (Obersalzbrunn/Schlesien 15.11.1862 - 6.6.1946 Agnetendorf/Schlesien) schon 1889 bei der skandalumtosten Uraufführung seines Dramas >Vor Sonnenaufgang< durch die freie Bühne im Berliner Lessing-Theater kennengelernt. Der >Häßlichkeitsapostel< Liebermann und der naturalistische Dramatiker drängten nicht nur gemeinsam zu neuen Kunstformen, sie hatten sich als Vertreter der >Rinnsteinkunst< auch den allerhöchsten Unmut Kaiser Wilhelms II zugezogen. (...) Grundlegend hatte sich in den zwanzig Jahren seit >Vor Sonnenaufgang< die Situation und die Wertschätzung Hauptmanns geändert. Im November 1912 feierte er unter großer öffentlicher Anteilnahme seinen fünfzigsten Geburtstag, im selben Jahr hatte er den Nobelpreis für Literatur erhalten. Aus dem Revolutionär der neunziger Jahre war ein Klassiker geworden, man blickte auf ihn als den größten lebenden deutschen Dramatiker." (Eberle, Matthias, Max Liebermann 1847-1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien. Band II. S. 854). Liebermann schrieb an Lichtwark, dem Auftraggeber für das Hamburger Gemälde: "Jedenfalls bin ich Ihnen sehr dankbar, daß Sie mir dazu verholfen haben, ihn zu malen: einen schöneren Kopf giebts kaum, wenigstens wenn man ihn im Ensemble betrachtet. Der Bau des Kopfes ist wirklich schön und ich bin überzeugt, daß sein Äußeres nicht wenig zu seinen Erfolgen beigetragen hat. Er ist der deutsche Dichter, auch weil er so aussieht."
Badende
Kreidelithographie auf China-Bütten, mit Bleistift signiert, 1926. 24,4 : 20 cm auf 31,5 : 42,3 cm.
Werkverzeichnis. Achenbach 116. Blatt 9 aus der Mappe „Max Liebermann - 9 Steinzeichnungen“, erschienen bei Bruno Cassirer in Berlin in 60 Exemplaren.
Im ehemaligen Passepartout-Auschnitt kaum merklich gebräunt, sonst sehr schöner Abzug dieses anmutigen Blattes.
Provenienz: Westfälische Privatsammlung
„Auch sie [die Lithographien] weisen die Tugenden der Zeichnungen auf; aber noch mehr sind sie aus der Erfahrung und Zeichenroutine geboren. [...] Auch lithographierend variiert Liebermann wieder seine alten Motive. Vor allem Strandszenen, Reiter am Meer und weite Landschaften, Pleinairmotive, die sich mittels der weichen lithographischen Kreide gut darstellen lassen, und denen das luftige Atmosphärische wichtig ist. Der Skizzencharakter herrscht unverkennbar.“ (Scheffler, Karl, Max Liebermann. München 1922. S. 198)
Junge Hirtin.
Radierung auf China, aufgewalzt auf Bütten, mit Bleistift signiert, 1894. 17,5 : 17,9 cm auf 35,4 : 39,2 cm. Schiefler 31. Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
1884 malte Liebermann im holländischen Laren eine erste Fassung der strickenden Kuhhirtin (Eberle 1884/16; Privatbesitz). Inspiriert hatte ihn zu diesem Motiv der holländische Maler Anton Mauve (1838-1888), der immer wieder grasende Kühe mit strickenden oder nähenden Mädchen malte. Neben dieser Radierung, von der es keine Auflage gibt, entstand ab 1890 das monumentale Gemälde "Die Kuhhirtin" (Eberle 1891/5; Kunsthalle Bremen), das durch zahlreiche Zeichnungen vorbereitet wurde.
Ohne Titel (Spaziergänger an einem Sommertag im Berliner Tiergarten).
Pastell auf festerem Papier, mit Bleistift signiert, um 1910. 12,5 : 19,7 cm (Papierformat). Verso umlaufend Montierungsstreifen und Klebereste, sonst von schöner, farbfrischer Erhaltung. Provenienz: Privatbesitz Westfalen. Frau Drs. Margreet Nouwen vom Liebermann-Archiv in Berlin wird die Arbeit in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Papierarbeiten aufnehmen.
Sehr stimmungsvolles Pastell, im Tiergarten entstanden, wo Liebermann - unweit seines Hauses - zahlreiche solcher spätimpressionistischen Studien von hoher zeichnerischer Perfektion schuf. Liebermanns Postulat "Zeichnen ist weglassen" trifft hier voll und ganz zu. In seiner Abhandlung "Die Phantasie in der Malerei" schreibt er: "Mehr noch als in dem, was er malt, zeigt sich des Künstlers Phantasie in dem, was er nicht malt. Je näher die Hieroglyphe - und alle bildende Kunst ist Hieroglyphe - dem sinnlichen Eindruck der Natur kommt, desto größere Phantasietätigkeit war erforderlich, sie zu erfinden. Der Maler hat nur die Farbenskala von Schwarz zu Weiß auf der Palette: aus ihr soll er Leben, Licht und Luft auf die Leinwand zaubern, ein paar Striche, ein paar unvermittelt nebeneinandergesetzte Farbenflecke sollen aus der richtigen Entfernung den Beschauer den Eindruck der Natur suggerieren." (Max Liebermann, Die Phantasie in der Malerei. Schriften und Reden. Hrsg. von Günter Busch. Frankfurt a. M. 1978, S. 52)
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