Kaus, Max (1891 - Berlin - 1977)
Julian und die Tochter des Kaisers.
Kreidelithographie auf Bütten, mit Bleistift signiert und datiert, 1918. 18 : 13 cm auf 24,5 : 19,2 cm. Krause L 1918/6 f. Blatt 6 der Folge "Die Sage von Sankt Julian dem Gastfreien" von Gustave Flaubert, 1918 im Gustav Kiepenheuer Verlag in einer Vorzugsausgabe von 100 Exemplaren erschienen.
Max Kaus studierte zunächst von 1908 bis 1912 an der Charlottenburger Kunstgewerbeschule. Im Frühjahr 1915 kam er als Sanitäter nach Flandern, wo er u. a. Erich Heckel kennenlernte, der ihn in die druckgraphischen Techniken einführte. Nach seiner Rückkehr nach Berlin 1918 erwarb er eine Steindruckpresse, womit sein intensives graphisches Schaffen begann. Er lernte Karl Schmidt-Rottluff und Otto Mueller kennen und hatte erste Ausstellungen bei Cassirer und Ferdinand Möller. 1926 wurde er als Lehrer an die Kunstgewerbeschule Berlin berufen, in dieser Zeit entstanden durch Heckel und Schmidt-Rottluff die Pläne, die "Brücke" gemeinsam mit jüngeren Künstlern wiederzubegründen. Durch Luftangriffe wurden neben über 200 Gemälden nahezu sein gesamtes graphisches Frühwerk zerstört.
Julian offenbart unheilvolle Gedanken.
Kreidelithographie auf Bütten, mit Bleistift signiert und datiert, 1918. 18 : 13,1 cm auf 24,5 : 19,2 cm. Krause L 1918/6 g. Blatt 7 der Folge "Die Sage von Sankt Julian dem Gastfreien" von Gustave Flaubert, 1918 im Gustav Kiepenheuer Verlag in einer Vorzugsausgabe von 100 Exemplaren erschienen.
Erzählt wird die Geschichte von Julian, einem jungen Adligen, der von manischen, unstillbarem Blutdurst getrieben ist. Die rauschhaft-exzessive Gewalt trifft zunächst die unschuldige Kreatur, das Tier, und findet nach zahllosen Gräueltaten ihren Höhepunkt und zugleich ihr Ende, als Julian in schicksalhafter verstrickung nichts ahnend seine alten Eltern ermordet. Das anschließende schockartige Erkennen der Tat führt zu Besinnung und Läuterung, die sein Leben von Grund auf verändern. Julian verlässt die Gemeinschaft der Menschen und zieht ziellos als Büßer durchs Land. Zum Schluss trifft er den Tod in Gestalt eines aussätzigen Mannes, den er, sich in beispielloser Weise selbst aufgebend - pflegt - aus dem Sünder wird zuletzt ein Heiliger.
Besonders auffällig sind in diesen Blättern die übergroßen Augen, die den Blick des Betrachters regelrecht "ansaugen". Als Sitz der Seele sind sie die eigentlichen Hauptakteure der Geschichte - das Leid, so sagt uns Kaus, ist ein Teil von uns, ist in erster Linie ein Leiden an uns selbst. Mit diesen, durch afrikanische Masken inspirierten, Ausformungen gehört Max Kaus zu den Nachkriegsexpressionisten, die nach dem Ende der Verheerungen eine neue Spiritualität suchten, die sich in Schlagworten "Aufschrei der Seele" oder "O-Mensch-Pathos" niederschlugen.
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