Corinth, Lovis (Tapiau 1858 - 1925 Zandvoort)
Knabe mit Hund
Radierung auf bläulichem Papier, mit Bleistift signiert und als "I 3" bezeichnet, 1915. 15 : 9 cm auf 21,7 : 13,2 cm. Schwarz 205. Schwarz nicht bekannter Zustandsdruck vor der Auflage von je 25 Abzügen auf Japan und Bütten im Verlag von Fritz Gurlitt, Berlin.
Wenige druckbedingte Quetschfalten.
Knabe mit Hund
Dargestellt ist Albert Wuttke, ein Schüler Corinths mit Dackel. "Lebte von ca. 1880 bis 1960. War ein Freund von Carl Glantz und lebte auf dessen Gut in Klein Niendorf. Er war ein Schüler von Lovis Corinth, wahrscheinlich bei Lewin-Funcke in Berlin. Er regte Corinth dazu an, nach Klein-Niendorf zu Besuch zu kommen mit der Lokkung, 'wir haben schöne Pferde dort'. Lovis leistete der Einladung Folge und war danach oft auf diesem mecklenburgischen Gut. Im ersten Weltkrieg war Wuttke Pferdebereiter.
Wuttke besuchte uns oft mit Glantz in der Klopstockstraße. [...] Ich erinnere mich an eine Radierung, welche Lovis Corinth von Wuttke geschaffen hat, und zwar SCHW 205, 'Wuttke mit Dackel', 1915. Im Schwarz irrtümlich bezeichnet 'Knabe mit Hund'." (Corinth, Thomas, Lovis Corinth. Eine Dokumentation. Tübingen 1979. S. 383).
Bildnis des Grafen Keyserling
Kaltnadelradierung mit Roulette auf Bütten, mit braunem Buntstift signiert und als "Probedruck" bezeichnet, in der Platte doppelt signiert, betitelt "Der Dichter Graf Keyserling" und datiert, 1919. 30,9 : 22,8 cm auf 50,5 : 37 cm. Schwarz 362. Einer von 5 Probedrucken vor der Auflage von 25 Exemplaren auf Japan und 75 auf Bütten.
Corinth hatte den baltischen Schriftsteller 1900 in Öl festgehalten (Neue Pinakothek, München) und damit ein Porträt geschaffen, das die Künstler der Berliner Secession, besonders Liebermann, nachhaltig beeinflusste. Corinth schuf ein eindringliches Bildnis des schwer kranken und später erblindeten Literaten, den er oft im Münchner Künstlercafé "Stefanie" getroffen hatte. Aus Anlaß dessen Todes schuf Corinth die vorliegende Radierung nach dem Gemälde, wobei er Keyserling noch stärker gealtert darstellt.
VERKAUFT
Rudolf Rittner als Florian Geyer.
Radierung auf Van-Geldern-Bütten, mit Bleistift signiert, 1914. 25 : 20 cm auf 35,5 : 26,2cm. Schwarz 171. Im ehemaligen Passepartoutausschnitt kaum merklich gebräunt und leicht fleckig.
Einer von 25 Abzügen auf Bütten (dazu 25 auf Japan).
Hintergrund des Bildes ist die Aufführung des "Florian Geyer" von Gerhart Hauptmann 1904 am Lessingtheater mit Bühnenbildern von Max Slevogt. Corinth war mit dem Hauptdarsteller Rudolf Rittner seit einigen Jahren befreundet, der in der Rolle des Bauernführers Florian Geyer große Anerkennung erlangte. Er galt als bahnbrechender Interpret der Figuren Hauptmanns. Das Drama spielt in der Zeit des Bauernkrieges, die Szene zeigt den kampfbereiten Geyer kurz vor seiner Ermordung. Er ist allein auf der Bühne, in voller Rüstung, wenige Augenblicke bevor er meuchlings ermordet wird. Corinth hielt das Thema zuerst 1906 in einem Gemälde (Von der Heydt-Museum, Wuppertal) welches er für eines seiner besten und wichtigsten Bilder hielt.
Diese Radierung ist die erste von drei graphischen Variationen.
Rudolf Rittner als Florian Geyer.
Kaltnadelradierung auf Japanbütten, mit Bleistift signiert, in der Platte signiert und betitelt, 1924. 21 : 15 cm auf 38,5 : 30,5 cm. Müller 854. Spuren von Klebefilm an den Ecken, sonst sehr gut erhalten.
Diese Radierung ist die letzte von drei graphischen Variationen. Literarische Szenen und Rollenbilder spielen wie bei Slevogt auch bei Corinth eine wichtige Rolle. Bilder wie diese machen ihn zu einem großen Nachfolger Goyas und Manets. Nichts lenkt von der Hauptperson ab, das höchste Spannungsmoment wird geschildert, die Dramatik erreicht ihren Höhepunkt.
Michelson.
Kaltnadelradierung auf Bütten, mit Bleistift signiert und als "Probedruck" bezeichnet, 1925. 10,5 : 7 cm auf 37,7 : 27,2 cm. Müller 877. Probedruck vor der Auflage von nur 8 Exemplaren.
Leo Michelson (Riga 1887 - 1978 New York) war ein lettischer Maler, der in St. Petersburg studiert hatte. 1911 schloß er in Berlin Freundschaft mit Corinth und begleitete ihn auch auf der Reise nach Amsterdam 1925, auf der Corinth in Zandvoort verstarb. 1922 schuf Corinth ein Porträt des Freundes (Berend-Corinth 863; Privatbesitz), das am Walchensee entstand. Michelson lebte ab 1920 in Paris und emigrierte 1940 nach New York. Vorliegende Radierung ist eine der letzen graphischen Arbeiten Corinths.
Tiger
Radierung mit Aquatinta auf Bütten (mit Wasserzeichen "Bergisch-Gladbach"), mit Bleistift signiert, von anderer Hand nummeriert, 1917/18. 9 : 11,8 cm auf 25,5 : 31 cm. Müller 460. Eins von 150 Exemplaren, die auf Japan und Bütten gedruckt wurden. Sehr schön erhaltenes, breitrandiges Exemplar.
Entstanden im Kontext einer Reihe von Zootier-Darstellungen in gleicher Auflage, die möglicherweise zu einem Mappenwerk zusammengefaßt werden sollten. Tierstudien sind im Impressionismus stark vertreten, Corinth, Liebermann und Slevogt schufen in den Tierparks von Hagenbeck, Amsterdam und Frankfurt meisterhafte Beiträge zu diesem Genre.
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