Corinth, Lovis (Tapiau 1858 - 1925 Zandvoort)
Im Schutz der Waffen.
Kaltnadelradierung auf Bütten, mit Bleistift signiert, 1921-22. 30,8 : 20,7 cm auf 47,2 : 35,2 cm. Müller 565. Aus der Auflage von insgesamt 100 Exemplaren (75 auf Bütten) für die Mappe "Kompositionen".
Am breiten Rand gelegentlich braunfleckig.
Die Radierung entstand in Anlehnung an das gleichnamige, 1915 entstandene, Gemälde (Berend-Corinth 656; Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Oldenburg).
Der Sieger.
Kaltnadelradierung auf Bütten, mit Bleistift signiert, 1921-22. 30 : 23,9 cm auf 47,2 : 35,2 cm. Müller 564. Aus der Auflage von insgesamt 100 Exemplaren (75 auf Bütten) für die Mappe "Kompositionen".
Am breiten Rand gelegentlich braunfleckig.
Die Radierung entstand in Anlehnung an das gleichnamige, 1910 entstandene, Gemälde (Berend-Corinth 414; Verbleib unbekannt). Sie zeigt Corinth in Ritterrüstung, schützend hinter seiner Frau Charlotte, die in ein Schleiertuch gehüllt ist, stehend. Doch im Gegensatz zum Titel des Bildes zeigt die Graphik durch die harten Kontraste und die nervösen Strichlagen einen Ausdruck von Anspannung und Bedrohung.
Literatur: Bertuleit, Sigrid, Lovis Corinth. Der Sieger. Zum Gemälde >Perseus und Andromeda<. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt 2004.
Odysseus und die Freier
Kaltnadelradierung auf dünnem Japan, mit Bleistift signiert und als "Probedruck" bezeichnet, 1914. 26,9 : 20 cm auf 41 : 27,5 cm. Schwarz 172. Probedruck
Vor der Auflage von 25 Exemplaren auf Bütten (dazu 25 auf Japan).
VERKAUFT
Die Graphik zeigt einen Ausschnitt aus Corinths Gemälde "Die Freier im Kampf gegen Odysseus" (Berlinische Galerie, Berlin), in dem Agelaos den verwundeten Eurymachos im Arm hält.
"Corinth schuf die insgesamt wohl elf Gemälde des Zyklus' nach Motiven der Odysee von Homer und des Orlando furioso, Hauptwerk des italienischen Renaissance-Dichters Ariost, um die Jahrhundertwende 1913/14 auf dem Höhepunkt seiner Berliner Karriere.
Auftraggeber war der jüdische Großindustrielle Ludwig Katzenellenbogen (1880 - 1944), der vor dem ersten Weltkrieg ein Millionenvermögen in der Lebensmittel- und Baustoffbranche verdiente. [...] 1913 erwarben er und seine Frau Estella nach ihrer Heirat ein weitläufiges Landgut mit schlossartigem Haupthaus in Freienhagen bei Oranienburg, nördlich von Berlin. Für eine anspruchsvolle Dekoration des großen Speisesaals vermittelte ihnen der einflussreiche Kunsthändler Paul Cassirer seinen schwierigen Star Lovis Corinth [...].
In einer überraschend zeichnerischen, zugleich schrill farbigen Manier skizziert Corinth zwei Jahre nach seinem Schlaganfall unverfroren rüstig die figurenreichen Szenarien aus Antike und Mittelalter in Überlebensgröße. [...] 1929, vier Jahre nach dem Tod Corinths, ließ sich Ludwig Katzenellenbogen scheiden, um die gefeierte Schauspielerin Tilla Durieux zu heiraten, die in erster Ehe wiederum mit Cassirer liiert gewesen war; die Hochzeit fand im Februar 1930 statt. Nach antisemitisch grundierten Finanzskandalen begann für sie die Flucht vor dem Nationalsozialismus, eine Odysee durch ganz Europa, bis Katzenellenbogen 1941 auf Thessaloniki von deutschen Besatzungsbehörden verschleppt und schließlich in den Tod getrieben wurde. Seine erste Frau Estella hatte mit der Scheidung die Hälfte der Sammlung beansprucht und offenbar auch den Freienhagener Gemäldezyklus Corinths erhalten. Als sie mit ihren Kindern 1939 aus Nazi- Deutschland in die USA emigrierte, blieben die Großformate zunächst gerollt eingelagert in Amsterdam zurück. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg traten sie den Weg nach Los Angeles und von dort immer wieder zurück nach Deutschland in Museumsausstellungen an. Die sechs Hauptwerke des Dekorationszyklus - die vier szenischen Riesenformate sowie die schmalen ganzfigurigen Idealporträts beider Dichter - konnte 1980 die Berlinische Galerie erwerben." (Lorenz, Urlike u.a. Hrsg., Lovis Corinth und die Geburt der Moderne. Katalog der Ausstsellungen in Paris, Leipzig und Regensburg 2008. S. 136 ff).
Bogenschütze.
Radierung auf Bütten, mit Bleistift signiert, 1914. 23,8 : 18,1 cm auf 38,5 : 28,2 cm. Schwarz 181. Eins von 25 Exemplaren (dazu 25 auf Japan). Graphische Umsetzung eines Ausschnittes des Wandgemäldes "Odysseus und die Freier" (Berend-Corinth 573; Berlinische Galerie). Gezeigt ist Odysseus als Bogenschütze, die auf dem Gemälde links von ihm stehende Athene sowie der rechts stehende Sohn Telemachos sind hier weggelassen, die ganze Konzentration liegt auf dem ausgestreckten Arm und dem kurz bevorstehenden Abschluß des Pfeiles.
Der breite Rand sehr gering gebräunt, oben Montierungsreste sichtbar.
Theseus und Ariadne I.
Radierung auf Bütten, mit Bleistift signiert, 1914. 30 : 20,2 cm auf 42,5 : 34,2 cm. Schwarz 177. Aus einer Auflage von 40 Exemplaren.
Graphische Detaildarstellung zu dem Gemälde "Ariadne auf Naxos" (Berend-Corinth 569; Privatbesitz).
"Aus dem Mythos der von Theseus auf der Insel Naxos zurückgelassenen kretischen Königstochter Ariadne wurde in der bildenden Kunst des Barock, auf die sich Corinth mit seinem Puttireigen bezieht, häufig der Moment des Schlafs der Verlassenen herausgegriffen, währenddessen sie von Bacchus aufgefunden wird. Kurz bevor Corinth das Bild malte, hatte Hugo von Hofmannsthal den Stoff der betrogenen und nochmals vergötterten Frauenfigur als Opernlibretto bearbeitet (1910 publiziert), der in der musikalischen Fassung von Richard Strauss im Oktober 1912 in Stuttgart die Uraufführung erlebte. Corinth folgt nur bedingt dieser Darstellungstradition, er zeigt die schlafende Ariadne, in der sich mit Ankunft des Bacchus in Begleitung von Neptun und Amor die Wandlung der Todessehnsucht zur Liebesbereitschaft vollzieht, doch nicht als Verlassene, sondern in der Obhut im Schoß des Theseus. Damit ist ein Bildmotiv angeschlagen, das für Corinth so etwas wie ein archetypisches Verhältnis von Mann und Frau bezeichnet und das weitere Bedeutungsebenen enthalten konnte... Zu diesem Gemälde entstanden 1914 zwei Radierungen (Schwarz 177, 178)" (Lovis Corinth. Retrospektive. Haus der Kunst München 1996, S. 218).
Theseus und Ariadne II.
Frauenraub II.
Frauenraub III
Radierung mit Kaltnadel auf schwerem Bütten, mit Bleistift signiert, auch vom Drucker Otto Felsing signiert, als "Zustand II" bezeichnet und gewidmet "Dem Verfasser >Frauenräuber< Dr. Ottomar T.... in Glatz (?) gewidmet", 1914. 27 : 19,8 cm auf 44,8 : 35,5 cm. Schwarz 174 II. Mit Kaltnadel überarbeiteter Zustand vor der Auflage von je 25 Abzügen auf Bütten und Japan.
Frauenräuber.
Radierung auf Bütten, mit Bleistift signiert und als "Nr. 17" bezeichnet, 1920. 24,5 : 29,5 cm auf 32,8 : 39 cm. Schwarz 443. Eins von 100 Exemplaren. Am linken Rand ein fachmännisch restaurierter Einriss, sonst sehr schön erhaltener, ausgesprochen kontrastreicher Abzug.
Corinth greift hier ein Motiv auf, das er schon 1904 in Öl festhielt (Berend-Corinth 303; im Krieg verschollen). Seine Frau schreibt dazu: "In Berlin gemalt. Der Reiter auf dem Pferd ist der Bildhauer Nikolaus Friedrich. Corinth konnte für dieses Bild lange Zeit kein Pferd finden, das seiner inneren Vorstellung entsprach. Eines Tages sah er den Scheck vor einem großen Transportwagen, notierte sich den Namen des Besitzers, wurde mit ihm handelseinig und hatte nun zu seiner großen Freude das Modell zu seinem Bild."
Dantebarke nach Delacroix.
Kaltnadelradierung auf Bütten, mit Bleistift signiert, 1921/22. 15,4 : 22,3 cm auf 30 : 44,8 cm. Müller 567. Mit dem Prägestempel der Marées-Gesellschaft. Die Radierung entstand durch Anregung von Julius Meier-Graefe, dem Leiter der Marées-Gesellschaft, der ein Buch über Delacroix geschrieben hatte. Delacroix malte das durch Dante angeregte Werk 1822 und stellte es im Salon unter dem Titel "Dante und Vergil, geführt von Phlegias, überqueren den See, der die Mauern der Höllenstadt Dite umgibt. Sünder klammern sich an der Barke fest oder versuchen hineinzuklettern. Dante erkennt unter ihnen einige Florentiner wieder." Corinth Darstellung ist weitgehend in Bewegung aufgelöst und beschwört eine apokalyptische Untergangsvision.
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