Kollwitz. Käthe (Königsberg 1867 - 1945 Moritzburg)
Schlachtfeld
Strichätzung in Grünschwarz mit Kaltnadel, Aquatinta, Schmirgel sowie Vernis mou mit Durchdruck von geripptem Bütten und Zieglerschem Umdruckpapier auf breitrandigem Velin 1907.
40,9 : 53 cm auf 61 : 78 cm.
Knesebeck 100 XV a (von 100 XV b)
Blatt 6 aus dem Zyklus "Bauernkrieg".
Mit der gestochenen Jahreszahl "1921".
Aus den Auflagen von der aufgearbeiteten Platte zwischen 1946/48 und 1963/65.
Provenienz: Käthe Kollwitz Museum Köln (verso mit Sammlungsstempel und "als Doublette ausgeschieden" gekennzeichnet).
Ausgesprochen gratiger Abzug.
"Der >Losbruch<, von dem bereits die Rede war, wirkt danach wie eine befreiende Eruption [...] Desto härter und bestürzender der Kontrast, den nun das 6. Blatt (Schlachtfeld, 1907) bedeutet. Statt der in äußerster Wut Vorwärtsstürmenden haben wir ein Leichenfeld vor Augen, statt der anfeuernden Frau eine einsam gewordene, die tiefgebeugt - als eine Verkörperung des Schmerzes und der Trauer - unter den Toten ihren Mann oder Sohn sucht. [...] Die Bewegung der rechten Hand, mit der diese Frau den Kopf eines Getöteten behutsam in das Licht ihrer Laterne hebt, erscheint wie eine zarte Gebärde des Abschieds. Tiefe Dunkelheit liegt über szene. Undeutlich nur ist der Horizont zu erkennen, und die Vielzahl der Erschlagenen ahnt man eher, als daß man sie sieht. Desto eindringlicher das Bild von Tod und Vergeblichkeit!." (Guratzsch, Hedwig, Hrsg., Käthe Kollwitz. Druckgraphik, Handzeichnungen. Plastik. Katalog der Ausstellung im Wilhelm-Busch-Museum Hannover und der dem Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg 1990/1991. S.16 f).
Selbstbildnis
Holzschnitt auf dünnem Japanpaier, mit Bleistift signiert, 1924. 20,8 : 30 cm auf 31,5 : 40 cm (etwas unregelmäßig).
Knesebeck 203 VI b. Eins von 25 Abzügen auf Japan für die "Schaffenden".
Provenienz: Sammlung Wilhelm Denzel, München (vor 1945).
Das ehemalige Passepartout trägt den Sammlungs-Stempel "Gesammelte Graphik Dr. Wilhelm Denzel mit dem handschriftlichen Zusatz "Kollwitz, Kate (sic) - 1867 Königsberg - 481", die Graphik einen roten Monogramm-Stempel, möglicherweise G+W D (für Georg und Wilhelm Denzel). Beide Stempel nicht beu Lugt.
Georg Denzel (1873-1959) hatte eine große Sammlung meist religiöser Zeichnungen und Graphik zusammen getragen. Sein Sohn Wilhelm begann in den 1920er Jahren in München ebenfalls zu sammeln.
Verso Montierungspuren, sonst sehr schön erhalten.
Die erhobene Hand schirmt einen Teil des Gesichtes einerseits ab, andererseits bilden beide eine Art durch die gegensätzliche Ausrichtung eine janusköpfige Einheit.
Selbstbildnis am Tisch
Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta und Pinselätzung auf gelblichem Similijapan, Stempelsignatur, 1893. 17,8 : 12,9 cm auf 33,5 : 25 cm.
Aus den Auflagen von der aufgearbeiteten Platte zwischen 1946/48 und 1963/65.
Provenienz: Erbengemeinschaft Kollwitz, Käthe Kollwitz Museum Köln (verso mit Sammlungsstempel und "als Doublette ausgeschieden" gekennzeichnet).
Am Rand stellenweise etwas fleckig, verso Montierungsreste.
"Im Jahr 43 (...) brannte das Kollwitzsche Haus vollständig aus, mit allem, was die Kollwitzens in ihrer Pietät für Vergangenes aufbewahrt hatten. Bis dahin aber war die Wohnung in der Weißenburger Straße so unveränderlich wie etwa ein frommer Ort mit seinen religiösen Symbolen. Die eine große Stube war mit dem Tisch in der Mitte und der großen Hängelampe das Fundament der Familie Kollwitz. Alles hatte sich da abgespielt - der Kinderwagen hat da gestanden, die Käthe ihre ersten Radierungen dort gemacht, und während der Hitlerzeit hatten die großen heimatlos gewordenen Plastiken von Käthe dahin flüchten müssen und da hatte auch die alte Lina jahr um Jahr den Kaffeetisch für den Besuch gedeckt." (Lisa Stern in ihren Erinnerungen an ihre Schwester Käthe Kollwitz).
Stehende Mutter, ihr Büblein fütternd
Strickätzung mit Aquatinta auf Velin, 1928.
20,1 : 15,1 cm auf 36 : 27,2 cm.
Knesebeck 242 IV b.
Mit von der Beckes Münchner Blindstempel.
Provenienz: Käthe Kollwitz Museum Köln (verso mit Sammlungsstempel und "als Doublette ausgeschieden" gekennzeichnet).
"Eine weitere Druckgraphik behandelt dieses in der Genrekunst des 19. Jahrhunderts äußerst beliebte Thema [Kleinkinder beim Essen zeigend; eig. Anm.], nämlich die 1928 entstandene Radierung 'Stehende Mutter, ihr Büblein fütternd', die Käthe Kollwitz in ihren Tagebüchern als 'Mutter mit Jungen, dem sie abzubeißen gibt' beschreibt. Im Gegensazu z. B. zu Jean-François Millets Gemälde 'Bäuerin füttert ihre Kinder' von 1860 (...) zeigt Käthe Kollwitz Mutter und Kind ohne die geringste Angabe der Umgebung. Lediglich der Korb mit Esswaren in der Hand der Frau lässt vermuten, dass beide gerade vom Einkauf kommen und das Kind auf dem Weg nach Hause Hunger bekommen hat. Die Haltung des Kindes ähnelt frappierend derjenigen eines Mädchens auf einer 1883 entstandenen Studie zum Münchner Biergarten von Max Liebermann." ("... mit liebevollen Blicken,,," Kinder im Werk von Käthe Kollwitz. Katalog der Ausstellung im Käthe Kollwitz Museum Köln 2007. S. 48).
Stehender weiblicher Akt
Strichätzung und Kaltnadel mit Plattenton in braun auf Velin 1900.
17,7 : 13,7 cm auf 35,5 : 26 cm.
Knesebeck 50 II f (von II f).
Aus den Auflagen von der aufgearbeiteten Platte zwischen 1963/65 und 1972. Mit dem Blindstempel Von der Beckes.
Provenienz: Käthe Kollwitz Museum Köln (verso mit Sammlungsstempel und "als Doublette ausgeschieden" gekennzeichnet).
Sehr schöniger, gratiger Abzug in Braunschwarz mit dem zarten Plattenton.
Käthe Kollwitz erkannte die große Aussagekraft des vom Leben geprägten, oft verbrauchten Körpers, etwa einer Proletarierfrau. Damit wurden diese Aktdarstellungen in wörtlichen Sinne zu beeindruckenden Schilderungen nackter Existenz.
© 2023 Kunstkontor - Alle Rechte vorbehalten.