Israels, Jozef (Groningen 1824 - 1911 Den Haag)
Alt und verbraucht (Bett links).
Radierung auf Bütten, mit Bleistift signiert, um 1873. 10 : 15,2 cm auf 19,8 : 24 cm. Provenienz: Sammlung Siegbert Marzynski (später Marcy), Berlin/Beverly Hills (verso mit Sammlungsstempel; nicht bei Lugt). Sehr schön erhalten.
Der Künstler sollte zunächst Rabbiner werden, studierte dann aber in Groningen, Amsterdam und Paris Kunst an Privatschulen und Akademien. Früh schon galt sein Interesse den alten Meistern, besonders Rembrandt. Angeregt durch dessen Hell-Dunkel-Kontraste und die Raummodellierung durch virtuose Schraffierungen findet Israels hier eine eindringliche Darstellung des Alterns und nahenden Todes. Seit 1847 arbeitete Israels in Amsterdam, aus gesundheitlichen Gründen zog er 1855 nach Zaandvoort, ab 1871 lebte Israels in Haag. Der Künstler schuf 37 Radierungen (aufgelistet im Thieme-Becker, 19/20, S. 260), die alle zwischen 1870 und 1900 entstanden sind und meist nur in wenigen Abzügen hergestellt wurden. "Israels ist der bedeutendste holländische Maler des 19. Jahrhunderts und der populärste Künstler seiner Zeit in seiner Heimat. ... Das eigentliche Thema seiner Kunst sind die Äußerungen menschlichen Seelenlebens" (Thieme-Becker). Israels Werke hatten einen besonders großen Einfluß auf Van Gogh und Liebermann.
Zu vorliegender Radierung gibt es noch zwei weitere Varianten.
Siegbert Marzynski (später Marcy) (Berlin 1892 - 1969 Beverly Hills) war jüdischer Textilkaufmann und u. a. mit Corinth und Liebermann befreundet. Er hatte zunächst Kunstgeschichte bei Heinrich Wölfflin in Berlin studiert, bevor er das väterliche Geschäft übernahm. Durch häufige Besuche der Pariser Unternehmensfiliale freundete er sich mit Paul Signac, Maurice de Vlaminck und Maurice Utrillo an. Sehr eng verbunden war er u. a. mit Max Liebermann und Lovis Corinth. Als Mitglied des Ehrenausschusses, zudem u.a. Alfred Flechtheim, Max Liebermann, Karl Scheffler, Max Slevogt und Justin Thannhauser gehörten, unterstützte er 1931 eine Benefizauktion für junge Künstler bei Paul Graupe in Berlin. 1941 emigrierte er in die USA, wo er Teile seiner Sammlung der National Gallery in Washington vermachte.
Ohne Titel (recto: Mutter, ihr Kind fütternd; verso: An der Wiege)
Bleistiftzeichnungen auf bräunlichem Papier, recto mit Bleistift signiert, um 1900. 17,8 : 16,5 cm. Provenienz: Privatbesitz Rheinland.
Spätestens seit dem um 1867 entstandenen Gemälde "The Cottage Madonna" (Detroite Institute of Arts) setzte sich Israels intensiv mit dem Mutter-Kind-Motiv auseinander. Hier steht er in der Tradition der in den Niederlanden im 17. Jahrhundert entwickelten Interieurmalerei, indem er einen Einblick in eine Küchenszene gewährt, in der sich außerdem ein Dienstmädchen und ein Hund befinden. Ein beliebtes Motiv ist das den Raum nach hinten begrenzende Fenster, das keinen Ausblick gewährt und so die Intimität der Szene unterstreicht.
Auch die rückseitige Darstellung einer Mutter an der Wiege zeugt von großer Intimität und ist bei Israels häufiger zu finden. Auf beiden Zeichnungen fehlt der Vater, der wahrscheinlich gerade zur See fährt. Seit Israels' Umzug nach Den Hagg 1871 zählt das Leben der Fischer zu seinen Hauptmotiven.
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