Wohlwill, Gretchen (1878 - Hamburg - 1962)
Die Künstlerin erhielt bereits mit 16 Jahren Unterricht bei Ernst Eitner und Arthur Illies an der Kunstschule Valesca Röver in Hamburg. Um 1904 besuchte sie die Privatakademie Stettler und Dannenberg (Académie de la Grande Chaumière) in Paris, bevor sie um 1910 dort an der Matisse-Akademie (gemeinsam mit Franz Nölken, Friedrich Ahlers-Hestermann, Hans Purrmann u. a.) studierte. 1909 hatte Wohlwill ein Zeichenlehrerin-Examen in Berlin gemacht und unterrichtete seit 1910 in Hamburg. 1919 war sie Mitbegründerin der Hamburger Secession. In den 1920er Jahren reiste sie, teils gemeinsam mit Eduard Bargheer, durch viele europäische Länder. Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen und private Malaufträge machten Sie zu einer bekannten Hamburger Künstlerin. 1933 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Religionsangehörigkeit aus dem Schuldienst entlassen, konnte sich aber zunächst noch in Finkenwerder zurückziehen. 1936 erfolgte der Ausschluß aus der Reichskulturkammer und damit die Verhängung eines Berufsverbotes. 1940 emigrierte sie schließlich nach Portugal, wo sie mühsam den Lebensunterhalt aufbrachte und häufig erkrankte. 1952 kehrte die Künstlerin nach Hamburg zurück. Vorliegende Radierung könnte in ihrer ersten Pariser Zeit entstanden sein, als die Künstlerin die Académie de la Grande Chaumière besuchte. Der dortige Unterricht umfaßte auch den Besuch des Louvre und das Studium der alten Meister. So erinnert die Komposition stark an Bilder wie die „Ährenleserinnen“ von Jean-François Millet (1857; heute Musée d’Orsay).
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