Piet, Fernand (1869 - Paris - 1942)
Ohne Titel (Schlafender Akt mit schwarzen Strümpfen).
Aufkleber „Sucession Fernand Piet“ und der Nummerierung „13“.
VERKAUFT
Dieser Akt unterscheidet sich nicht nur im Format von den Vorangegangenen. Statt einer dunklen-tonigen Malweise, begegnet uns hier ein kontrastreiches Farbenspiel von dunklen, fast schwarzen Flächen, sehr hellen, bläulich-weißen und dem in die Komposition mit integrierten Ton der Malpappe, der sich (heute) nur durch die Kontur von dem Beige der über die Füße gelegeten Decke abhebt. Das Inkarnat besteht aus lichten Rosatönen, im sanftem Grün konturiert. Die Darstellung ist am oberen Bildrand abgeschnitten, während der untere Bereich bewußt unbemalt bleibt. Auch an den vertikalen Rändern wird das Dargestellte (wohl eine Art Chaise longue) kühn abgeschnitten. Die Komposition, in breiten, virtuosen Pinselstrichen gemalt, besticht durch die Nähe, die diese Ausschnitthaftigkeit erzeugt, durch die Intimität, mit der der Betrachter der Schlafenden zusehen darf. Hier manifestieren sich neue Impulse, die möglicherweise von Raoul Dufy (mit dem Piet befreundet gewesen sein soll) und dem Kreis um den gleichaltrigen Matisse ausgehen.
Ohne Titel (Auf einem Bett knieender Akt)
Öl auf Malkarton, auf Pappe montiert. 28 : 35,2 cm. Verso mit dem Nachlaß-Aufkleber „Sucession Fernand Piet“ und der Nummerierung „32“
Auch dieses Bild könnte im Bordell entstanden sein, denn das nur eben angedeutete Bett und die vom Bildrand abgeschnitte Tür stehen für eine Intimität, die einen solchen Ort vermuten läßt. Piets Mitschüler bei Cormon, Bernard, Lautrec und van Gogh gaben dem Bordellthema einen besonderen Stellenwert. „Die Generation nach dem Impressionismus nahm sich ebenfalls des Themas der Bordelle an. Der junge Bernard wurde von seinen Mitgefährten des Ateliers von Cormon in die Cabarets und Bordelle von Montmartre eingeführt: „Durch Anquetin und Lautrec lernte ich die Pariser Laster kennen, von denen in Liedern und grobschlächtigen Gesprächen im Atelier zu hören war<. Der Briefwechsel zwischen Bernard und Van Gogh, der auf Anraten von Lautrec nach Arles gezogen war, zeigt, wie intensiv sich van Gogh damit beschäftigte, obwohl es in seinem Werk keinen nennenswerten Niederschlag fand (er beklagt für ein „richtiges Bordell“ kein Geld zu haben).
Ohne Titel (Auf einer Chaiselongue liegender Akt).
Öl auf Leinwand, aufkaschiert auf Pappe. 24,2 : 32,5 cm. Verso mit dem Nachlaß-Aufkleber „Sucession Fernand Piet“ und der Nummerierung „81“ .
Bei dieser Aktdarstellung verzichtet Piet fast vollständig auf eine tiefenräumliche Darstellung und spielt stattdessen mit den Kontrasten von Linie und Fläche, von Hell und Dunkel. Die Farbe Rot legt auch hier die Assoziation eines Boudoirs nahe, sie umhüllt das helle Inkarnat des Aktes und unterstützt so die sinnliche Wirkung der Darstellung.
Möglicherweise wurde Piet durch Toulouse-Lautrec angeregt, sich auch als Graphiker zu betätigen. Neben karikaturhaften Lithographien schuf er reizvolle Aquatintaradierungen. Hier ging es ihm ebenfalls um die Kontur und die oben genannten Kontraste.
Ohne Titel (Sitzender weiblicher Akt)
Öl auf Malkarton, auf Pappe montiert. 24 : 32,8 cm. Verso mit dem Nachlaß-Aufkleber „Sucession Fernand Piet“ und der Nummerierung „83“
Mit groben, raschen Pinselstrichen gestaltet Piet diesen Akt, der offenbar auf einer Decke sitzt, möglicherweise im Freien, denn das Gros der übrigen Bildfläche besteht aus verschiedenen Grüntönen.
Dabei denkt man unwillkürlich an Manets „Déjeuner sur l‘herbe“, 1863 gemalt, seit 1906 im Louvre, bzw. Musée des Arts Décoratifs, ausgestellt.
Sicher wird Piet dieses skandalträchtige, „unanständige“ Bild gekannt haben und vielleicht hatte er es beim Malen im Hinterkopf. Ihm geht es bei seinem Akt - wie schon zuvor gesehen - jedoch um etwas anderes als Manet, um eine Spannung von Farben, Fläche und Linie, um eine Leichtigkeit des Sujets, unter Verzicht auf alles Erzählerische, - errungen durch zahllose Studien, Bilder wie dieses transferieren seine Kunst in das beginnende neue Jahrhundert.
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