Speckmann, Erwin-Josef (Geboren 1939 in Münster)
">Extrakte Kunst< nennt EJS seine Werke, die den >Ursprung des Ganzen< zeigen sollen. Er schafft >Extrakte< aus multimodalem, vielfältigem Empfinden - >Quintessenzen aus den Sinneseindrücken des Lebens<. EJS sucht in seinen Extrakten die Einheit, im Ausschnitt das Ganze, in der Essenz das Übergeortnete.
Eine erste Annäherung an das künstlerische Schaffen von EJS liefert sein Verständnis von Kunst im Allgemeinen. So schreibt er: >Kunst ist eine typische und spezifische Hirnfunktion und nicht die Eigenschaft eines Objektes. Die Hirnfunktion Kunst setzt assoziative Speicher voraus, die mit nicht-erworbenen Inhalten gefüllt sind. Die Existenz eines nicht-verbalen Vorrats an Zeichen und Bedeutungen erlaubt es unserem Gehirn, hinter die Grenzen zu schauen, die unsere sensorischen Systeme aufbauen.<
Die charakteristischen Merkmale der extrakten Kunst - strenger puristischer Stil, ausgesucht wenige Materialien, verarbeitet in geraden Formen, Linien, Kreuzen - vereinen sich nach dem Grundsatz >Es soll nicht darstellen. Es soll es selber sein.< So stellt beispielsweise die Serie >Japan< keine Meditation dar, sondern ist Meditation. und >Fraternitas Dei< ist brüderliche Verbindung an sich, das Geborgensein in Gott und nicht die Darstellung der Brüderlichkeit Gottes. [...] EJS nutzt die Möglichkeit des Werkstoffs Rost dadurch, dass er für seine Skulpturen ausdrücklich Baustahl verwendet. Baustahl hat im Gegensatz zu anderen Stahlsorten den Vorteil, dass er eine große Tiefe erreichen kann. Dadurch sind tiefere, größere, mehr Einlagerungen möglich; und durch die Mitwirkung des Lichtes werden schließlich generalisierte Verwandtschaft und Vergänglichkeit, Stabilität und Fragilität, im aktuellen Zustand und in der Progredienz zeitgleich sichtbar." (Claudia Rönn-Kollmann, Erwin-Joseph Speckmann. Skulpturen. 2010. Einführung).
Biographie
geboren am 25. April 1939 in Münster
1946-1950 Besuch der Volksschule St. Erpho
1950-1959 Besuch des Gymnasium Paulinum
1959 Reifeprüfung
1959-1965 Studium der Medizin in Münster und Wien
1967 Bestallung zum Arzt
1961 Beginn der wissenschaftlichen Arbeit am Physiologischen Institut der Universität Münster
1962-1964 Thyssen-Stipendiat
1966 Promotion zum Dr. med
1967 Heirat mit Dr. med. Hildegard Becker
1969 Habilitation für das Fach „Physiologie“
1972 Geburt der Tochter Bettina
1973 Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor am Physiologischen Institut der Universität Münster
1974 Sonderpreis der Stiftung Michael (Stiftung zur Bekämpfung von Anfallskrankheiten)
1974 Geburt des Sohnes Thomas
1974/75 Präsident der Deutschen EEG-Gesellschaft
seit 1978 Leitung der Abteilung für experimentelle Epilepsieforschung am Physiologischen Institut der Universität Münster
1978/79+1980 Dekan/Prodekan des Fachbereichs Vorklinische und Theoretische Medizin der Universität Münster
1981 Hans-Berger-Preis
1984 Alfred-Hauptmann-Preis
1985-87 1. Vorsitzender der Deutschen Sektion der Internationalen Liga gegen Epilepsie
1986Übernahme des Lehrstuhls für Neurophysiologie am Institut für Physiologie der Universität Münster
ab 1987 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Physiologie der Universität Münster
1991, 1993, 1997 „Lehrer des Jahres“, Medizinische Fakultät, Universität Münster
1995 Erster Vorsitzender der Deutschen Physiologischen Gesellschaft
seit 2003 Lehrauftrag Kunstakademie Münster
2005 Emeritierung
seit 2008 Mitglied der Freien Künstlergemeinschaft Schanze, Münster
2011 Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
seit 2014 Lehrauftrag am C.G. Jung-Institut Zürich
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