Kunstkontor Dr. Doris Möllers

Lauterbach, Carl (Burscheid 1906 - 1991 Düsseldorf)

Ohne Titel (Frau im Wind).

Kreidezeichnung auf Velin, mit Bleistift monogrammiert, um 1930. 27,4 : 50,4 cm. Provenienz: Sammlung Thomas B. Schumann, Hürth. An den Rändern kleinere Braunfleckchen.

Als Carl Lauterbach 1925 in den Kreis des „Jungen Rheinland“ aufgenommen wurde, war er das jüngste Mitglied des Gruppe. Schon 1923, mit 17 Jahren, lernte er Gert H. Wollheim kennen, der seine frühen Arbeiten stark prägte. Etwa gleichzeitig erwachte sein politisches Interesse, indem er sich dem Thema der notleidenden Arbeiterfamilien zuwandte. 1924 begann er das Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und wurde von 1928 bis 1930 Meisterschüler von Heinrich Nauen. 1927 reiste er das erste Mal nach Paris, wo er den Werken Daumiers und vor allem Toulouse-Lautrec begegnete. „Einfache“ Menschen, ohne erzählerischen Kontext,  standen ab jetzt bei ihm im Fokus. Sachlich-distanziert, fast zweidimensional wie die Nabis, porträtierte er die Passanten. Ebenfalls 1927 wurde er Mitglied im „Weltbühnen-Leserkreis“, der aus Linksintellektuellen bestand. 1928 gehörte er zusammen mit Mathias Barz, Hanns Kralik, Julo Levn, Peter Ludwigs und Karl Schwesig zur „Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands“. 1930 fand Lauterbachs zweite Einzelausstellung (!) in der Düsseldorfer Kunsthalle statt, durch deren Erfolg er ein Stipendium erhielt, das ihn erneut nach Paris führte. Wieder studierte er Daumier und Lautrec, aber auch die Kunst Steinlens, Bonnards und Vuillards, woraus sein künstlerisches Credo erwuchs: „Realismus hieß gleichzeitig Wahrheitssuche, politisches Engagement, Aktualität, die Dinge anschauen, wie sie sind“. 1931 zählte er zu den Mitbegründern der „Rheinischen Sezession“. 2012 ent- fachte das Düsseldorfer Stadtmuseum in Person von Werner Alberg (er verfaßte 1994 als Archivleiter des Lauterbach-Archivs im Stadtmuseum Düsseldorf eine Monographie über den Künstler) eine Diskussion über Lauterbachs Selbstdarstellung als Wi- derständler und Verfemter, der vehement widersprochen wurde. Eben noch als „Antifaschist“ geadelt, stellte Düsseldorf die Verleihung des „Carl-Lauterbach-Preises für soziale Grafik“ ein. Der Düsseldorfer Ausstellungskatalog „Das Junge Rheinland. Zu schön, um wahr zu sein“ von 2019 relativiert die Einschätzung und betont, Lauterbach habe in der Zeit - seit 1933 im Visier der Nationalsozialisten - unverfängliche Bilder gemalt, die er auch auf offiziellen Ausstellungen zeigte. Während 1937 ein Gemälde von ihm in der Ausstellung „Schaffendes Volk“ in Düsseldorf abgehängt wurde, verkaufte er zwischen 1936 und 1940 zahlreiche Werke an die Düsseldorfer Kunstsammlungen. Der Umfang der Erwerbungen veranlaßte 1977 Johannes von Geymüller bei der Erstellung eines Bestandsverzeichnisses, Lauterbach zu den Künstlern zu rechnen, die „die Richtlinie der neuen (NS)-Kul- turpolitik ernsthaft begrüßten, sei es, dass sie sich vom Thema, Inhalt und Stil der neuen Malerei angesprochen fühlten, sei es dass sie eine Chance sahen "Anerkennung zu finden, zumal ihnen der Staat zusätzlich eine gewisse Sicherheit bot.“ Gleichzeitig wurden fünf seiner Zeichnungen, die 1930 angekauft worden waren, am 31.8.1937 in den Düsseldorfer Kunstsammlungen beschlagnahmt. Ebenso schuf er heimlich zahlreiche Zeichnungen, die die Greuel der Nazis beklagten. Ein Paradebeispiel für die Ambivalenz dieser Zeit!


Ohne Titel (Rothaarige Frau).

Aquarell auf Velin, mit Bleistift monogrammiert, um 1930. 17 : 8,7 cm. Provenienz: Sammlung Thomas B. Schumann, Hürth


Ohne Titel (Nachdenkliche Frau).

Kohlezeichnung auf Velin, mit Pinsel monogrammiert, um 1930. 24,7 : 11,2 cm. Provenienz: Sammlung Thomas B. Schumann, Hürth.


Ohne Titel (Frau mit Halstuch).

Lavierte Tuschpinselzeichnung auf Japanpapier, mit Pinsel monogrammiert, um 1930. 22 : 13 cm auf 45 : 30,7 cm. Provenienz: Sammlung Thomas B. Schumann, Hürth.


Ohne Titel (Passantin).

Kreidezeichnung auf Tapetenmusterrückseite, mit Pinsel monogrammiert, um 1930. 48,2 : 29,8 cm. Provenienz: Sammlung Thomas B. Schumann, Hürth. An den oberen Ecken kleine Fehlstellen.


Ohne Titel (Zigarettenraucher mit dickem Schal).

Kohlezeichnung auf Ingresbütten, mit Bleistift monogrammiert, um 1930. 47,7 : 32,7 cm. Provenienz: Sammlung Thomas B. Schumann, Hürth.


Ohne Titel (Einsame Frauengestalt in hügeliger Landschaft).

Kreidezeichnung auf Velin, mit Bleistift monogrammiert, um 1930. 14,5 : 27,3 cm. Provenienz: Sammlung Thomas B. Schumann, Hürth. Das stimmungsvolle Blatt erinnert an einige Landschaftsbilder Pierre Bonnards, in denen die verschiedenen Ebenen miteinander verschmelzen und so eine melancholische
Stimmung erzeugen.


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