Goldschmitt, Bruno (Nürnberg 1881 - 1964 München)
Geiz.
Kaltnadelradierung mit Aquatinta auf Bütten, mit Bleistift signiert, datiert und betitelt, 1907. 19 : 15 cm auf 37,5 : 29,1 cm. Provenienz: Sammlung Hugo Stinnes (mit dessen Sammlungsstempel und Notaten, erworben 1915); Privatsammlung Westfalen. Zum Rand hin etwas fleckig. Schöner, nuancierter Abzug (Laut Stinnes Druck Nr. 7). Als eine der sieben Todsünde ist die Allegorie des Geizes eine beliebtes Motiv in der europäischen Kunstgeschichte. Hier hockt, bekleidet wie ein Einsiedler, ein älterer Mann zwischen zwei Baumstämmen und zählt sein Geld, während die „Lebenslust“, vertreten durch den fröhlichen Wanderer links oder die „Liebe“, veranschaulicht durch das Paar rechts, an ihm vorübergehen, ohne das man voneinander Kenntnis nimmt. Der Frosch zu seinen Füßen gilt in der christlichen Ikonographie als Sinnbild der Sündhaftigkeit.
Goldschmitt war eng mit Hermann Hesse befreundet und gründete mit diesem 1900 die Künstlerkolonie am Unteren Bodensee. Goldschmitt besuchte in München den Unterricht Franz von Stucks und stand deutlich unter dem Einfluß von dessen Werken. Stucks Münchner Variante des Symbolismus favorisierte die mythologische und biblische Allegorie, den Eros und das Visionäre. Neben Graphiken und Gemälden schuf Goldschmitt auch Wandfresken und -teppiche. Der vermutete Beitritt zur NSDAP verhalf ihm zu sicher zu etlichen offiziellen Aufträgen, so einem 12-teiligen Gobelinzyklus für den Münchner Ratssaal 1934 (heute im Pasinger Ratssaal). Offensichtlich war Gold-
schmitt Mitglied der „Deutschen Kunstgesellschaft“ (1920-1945), die sich für völkische Kunst stark machte und sehr antisemitisch geprägt war. Die Gesellschaft war von Bettina Feistel-Rohmeder und Richard Müller in Dresden gegründet worden und verstand sich als Sprachrohr gegen jede Form avantgardistischer Kunst.
Heinrich Stinnes (Mülheim a. d. Ruhr 1867 - 1932 Köln) trug von 1910 bis 1932 eine der bedeutendsten Graphiksammlungen Europas zusammen (rund 200000 Blatt), die nach seinem Tod auf mehreren Auktionen versteigert und damit zerrissen wurde. Stinnes erwarb nur frühe und beste Abzüge, die er recto mit seinem Stempel versah.
Prophet
Holzschnitt auf Japanpapier, mit Bleistift signiert, bezeichnet und nummeriert, 1921. 30 : 41,8 cm auf 40 : 56 cm. Provenienz: Privatsammlung Westfalen. Tadellos erhalten. Aus der 1921 bei Bruckmann in München erschienenen Mappe „Die Bibel“, deren 21 Holzschnitte in 45 Exemplaren auf kaiserlich Japan und 300 auf Bütten gedruckt wurden. Die ersten 5 Exemplaren wurden handkoloriert. Vom Künstler bezeichneter Handdruck, 40. Abzug.
Kain und Abel.
Wasser scheidet sich von der Erde.
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