Sommer, Alice (Dresden 1898 - 1982 Rotthalmünster)
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Biographie
Alice Sommer wurde am 13. Dezember 1898 in Dresden als jüngste von drei Töchtern geboren. Die Eltern waren wohlhabend, der Vater besaß eine Konditorei in der Dresdner Altstadt. Die Familie wohnte in der Breitstraße, gegenüber des "Dresdner Anzeigers", wo Alice schon früh lesende Menschen sah und zeichnete. Sie besuchte 1905 bis 1909 die Erste Bürgerschule, im Anschluß die Altstädter Höhere Mädchenschule, wo sie die Reifeprüfung ablegte. Ab November 1917 bis 1920 war sie an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule eingeschrieben, wo sie bis zu dessen Wechsel an die Akademie bis Oktober 1918 in der Fachklasse von Max Feldbauer studierte. Hier studierten zuvor auch Dix (1910-1914) und Felixmüller (1911/12). Die Kunstgewerbeschulen, die Frauen ab 1907 besuchen durften (bis 1915 in von Männern getrennten Klassen), waren die wichtigste Ausbildungseinrichtung für angehende Künstlerinnen. In Dresden gab es für sie nur drei Fachrichtungen: Graphik, Textil und Mode. Die Künstlerin setzte nach Feldbauers Weggang ihre Ausbildung bei Margarete Junge in der Fachklasse Mode fort. Nachdem Frauen ab dem Wintersemester 1919/1920 an der Kunstakademie zugelassen wurden, folgte sie Feldbauer Ostern 1920 und wurde in Anerkennung ihrer Begabung im Wintersemester 1920/1921 seine Einzelschülerin. Neben Feldbauer lehrten hier zu dieser Zeit Robert Sterl (1904-1932), Ludwig von Hoffmann (1916-1931), Otto Gussmann (1897-1926), Otto Hettner (1917-1927) sowie der gerade berufene Oskar Kokoschka (1919-1926). Als weitere Auszeichnung erhielt sie von 1921 bis 1924 ein Einzelatelier sowie 1922, 1923 und 1924 das Ehrenzeugnis der Akademie. Ostern 1924 verließ sie die Einrichtung und wurde freischaffende Künstlerin. Als solche trat sie dem "Wirtschaftlichen Verband der Bildenden Künstler Dresdens" bei. Ihre Wohnung, vielleicht auch ihr Atelier, hatte sie in der Baumstr. 1 im zweiten Stock. 1928 heiratete sie Hans Morgenstern, Geiger der Dresdner Staatskapelle, den sie 1919 kennengelernt hatte und zog mit ihm in die Rosenstr. 18 nach Radebeul. Aus dieser Zeit stammen ihre letzten Arbeiten, nur sporadisch griff anschließend noch zu Kreide oder Pinsel. 1930 wurde der Sohn Christoph geboren. Reisen führten die Familie 1938 an das Kurische Haff, 1939 nach Vorarlberg.
Bei Bombenangriffen auf Dresden wurde mit dem Elternhaus auch ein Großteil ihres malerischen Werkes zerstört und ihre Schwester getötet. Ihre Zeichnungen blieben im einem kleinen Atelier in Ostrau, wo die Familie ein Ferienhaus besaß, erhalten.
Nachdem Hans Morgenstern 1966 starb, übersiedelte Alice Sommer 1970 zu ihrem Sohn nach München, mit ihm 1973 nach Ortenburg in Niederbayern. Sie starb am 1. Juni 1982 in Rotthalmünster. Ihr künstlerisches Werk hatte sie - in mehreren Bündel verpackt - seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr in Augenschein genommen.
Ohne Titel (Spaziergänger am Elbufer in Meissen; verso Portraitstudie Richard Wagners über Gitternetz mit Zahlen in Bleistift).
Ohne Titel (Hans Nötzel).
Kreidezeichnung auf sehr glattem Papier, mit Kreide datiert, 18. Juli (19)23. 57,7 : 39,3 cm (Blattformat). Verso mit Nachlaß-Stempel. Der untere Rand etwas unregelmäßig, oben leicht knittrig, verso Montierungsspuren.
Provenienz: Nachlaß der Künstlerin; Galerie Saxonia, München.
Hans Nötzel, ein Modell, dessen sich auch Alice Sommers Freundin Paula Lauenstein bediente, war ein Kind aus der Nachbarschaft mit einer Schädeldeformation (Akrozephalie). Die Künstlerin war jedoch mehr an dem feinsinnigen Gesicht mit den mädchenhaften Wimpern interessiert. Die detailreich ausgearbeiteten Zeichnungen des Jahres 1923 bringt sie in die Nähe von Dix und Felixmüller, jedoch verzichtet sie auf Bissigkeit und Überzeichnung.
Ohne Titel (Drei sitzende Kinder).
Ohne Titel (Zwei Jungen).
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