Kunstkontor Dr. Doris Möllers

Reuss, Albert (Wien 1889 - 1975 Truro/Cornwall)

Ohne Titel (Bildnis einer Frau mit geschlossenen Augen/Ruhende).

Kreidelithographie auf Velin, mit Bleistift signiert, um 1926. 30 : 27 cm auf 43,5 : 33,3 cm.

Provenienz: Privatsammlung Bayern.

Am oberen Rand sehr leicht knittrig, sonst schön erhalten.

Es gab 1931 eine unsignierte Edition für die Jahresmappe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien, die eine typographische Bezeichnung trug.

Reuss stammte aus einer vielköpfigen jüdischen Familie. Zunächst sollte er den Beruf des Vaters als Schächter und Fleischhauer weiterführen, arbeitete jedoch als Schauspieler an Provinztheatern. Seine fragile Gesundheit ersparte ihm den Einsatz als Frontsoldat. 1916 heiratete er die jüdische Kaufmannstochter Rosa Feinstein, die während seiner langwierigen Tuberkuloseerkrankung für den Lebensunterhalt sorgte. Das Paar konvertierte 1922 zum christlichen Glauben und Reuss ließ sich als freischaffender Maler in Wien nieder. Er nahm bald schon an zahlreichen Ausstellungen mit Erfolg teil und betätigte sich auch bildhauerisch. 1938 konnte Reuss und seine Frau durch Hilfe einiger Freunde unter Verlust nahezu aller Besitztümer nach England übersiedeln, während wenig später viele Familienmitglieder im Holocaust umkamen.
In England konnte Reuss malen und ausstellen, bis er bei Kriegsausbruch für drei Monate inhaftiert wurde. Danach war Reuss als Kunstlehrer tätig, 1947 erhielt das Paar die britische Staatsbürgerschaft.

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